Pressemitteilung Nr. 24/06, 30.01.2006
Stasi-Unterlagen-Behörde im Forster Kreishaus
Bürgerberatung und Ausstellungen zum Thema Staatssicherheit in der ehemaligen DDR
Die Außenstelle Frankfurt (Oder) der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU) lädt im Februar im Kreishaus, Heinrich-Heine-Straße 1 in Forst (Lausitz) zur Bürgerberatung ein und präsentiert sich im oberen Foyer mit zwei Ausstellungen:
Die
Bürgerberatung zu Stasi-Unterlagen
findet
am Dienstag, dem 14. Februar 2006,
von 10:00 bis 18:00 Uhr
in den Fraktionsräumen des Kreishauses
statt.
Sie können bei Vorlage Ihres Personalausweises einen Antrag auf Akteneinsicht stellen oder sich nach dem Bearbeitungsstand Ihres Antrages erkundigen (bitte Tagebuchnummer mitbringen). Für spezifische Fragen nehmen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der BStU-Außenstelle Frankfurt (Oder) gern Zeit und beraten Sie vor Ort. Interessierte können in dieser Zeit außerdem ausliegende Musterakten zu Inoffiziellen Mitarbeitern (IM) und zu Betroffenen lesen. Kostenfreie Publikationen zu verschiedenen Themen liegen aus und können mitgenommen werden.
Ausstellungseröffnungen:
am Dienstag, dem 14. Februar 2006,
um 17:00 Uhr
im oberen Foyer des Kreishauses
„Postgeheimnis?
Die Stasi und die Cottbuser Briefe“
14.02. bis 17.03.2006
Einstiegsreferat: Rüdiger Sielaff, BStU-Außenstellenleiter
„Die Arbeit am Feind …“
14.02. bis 31.03. 2006
Die Ausstellungen können montags bis freitags von 8:00 bis 18:00 Uhr besucht werden.
Zu den Ausstellungen:
„Postgeheimnis? Die Stasi und die Cottbuser Briefe“
Post- und Fernmeldegeheimnis sind unverletzbar, so hieß es im Punkt 1 des Artikels 31 der Verfassung der DDR. Das hielt die Stasi jedoch nicht davon ab, Briefe und Pakete in unermesslichem Ausmaß zu kontrollieren. Dafür gab es im Ministerium für Staatssicherheit (MfS) eigens die Abteilung M, die dem Leiter der Spionageabwehr direkt unterstand. Abgeschottet vom regulären Postbetrieb sortierten die Mitarbeiter dieser Abteilung in den Hauptpostämtern „umgeleitete” Briefe, Karten, Päckchen und Pakete. Die ausgesuchte Post wurde in technisch bestens ausgestatteten Laboren der MfS-Bezirksverwaltungen ausspioniert. Mitte der 80er Jahre bearbeitete die Stasi zunehmend die Postsendungen innerhalb der DDR.
Beim Versuch, sich ein Bild vom Denken der Bürger zu machen, war dem MfS kein Aufwand zu groß. Mielkes Leute haben vor keinem Brief Halt gemacht. Zehntausende Namen finden sich so in den M-Karteien (benannt nach der Abteilung M). Wie von dem Mann aus Hoyerswerda, der eine Hundezeitschrift nach West-Berlin schickte, oder von Anja, die sich im Namen der Lieben bei der Oma fürs Paket bedankte. Auf 15 Tafeln werden Arbeitsschwerpunkte der Postkontrolle des MfS veranschaulicht und mit aufgefundenen Beispielen aus verschiedenen Städten und Orten des ehemaligen Bezirkes Cottbus dokumentiert.
„Die Arbeit am Feind …“
Das MfS war zugleich geheimer Nachrichtendienst, politische Geheimpolizei und Untersuchungsorgan. Insbesondere in den 50er Jahren dienten Willkür und Härte in der Justizpolitik der Einschüchterung und Ausschaltung von Regimegegnern. Wer ins Visier des MfS geriet, war einem Apparat ausgeliefert, der über alle nur denkbaren illegalen Mittel und Methoden verfügte, um auch bis in den letzten Winkel des Privatlebens vorzudringen. Die Staatssicherheit stützte sich bei ihrer Informationserhebung vor allem auf Inoffizielle Mitarbeiter. Viele Bürger brachten aus unterschiedlichen Motiven jedoch auch die notwendige Zivilcourage auf und lehnten die inoffizielle Zusammenarbeit ab.
Auf 16 Tafeln sind Informationen über die Arbeitsweise der Staatssicherheit und die daraus resultierenden Folgen für die Menschen in der Region dargestellt.
BStU-Außenstelle Frankfurt (Oder) / Pressestelle des Landkreises Spree-Neiße