Pressemitteilung Nr. 200/06, 28.08.2006

Eine Nacht voller Geheimnisse und Überraschungen

2. ''Museumsnacht - noc muzejow'' am 02. September 2006 im Landkreis Spree-Neiße

Da lächelt der Jacob von Holst – Gutsbesitzer aus Stradow, dessen Büste jetzt in der Spremberger Kirche steht, ganz verschmitzt: Aus seinem steinernen Schlaf durch einen Kuss der Musen erwacht, nimmt er regen Anteil an allem, was die Museen in dieser Nacht zu bieten haben ...

Nach dem großen Erfolg der Museumsnacht im vergangenen Jahr haben sich die Mitglieder des Arbeitskreises sorbischer/wendischer Heimatstuben und -museen des Landkreises Spree-Neiße entschlossen, eine weitere „Museumsnacht – noc muzejow“ nachzulegen.

Etwas ganz besonderes soll es werden und so haben sich 19 Museen, Heimatstuben, kulturelle und kirchliche Einrichtungen Gedanken gemacht und alle Anstrengungen unternommen, um ihre Häuser einmal von einer ganz anderen Seite zu zeigen.

Unterhaltsames, Spannendes und Geheimnisvolles gespickt mit zahlreichen Überraschungen erwartet die Besucher also aus nah und fern am Samstag, dem 2. September 2006. Die musealen Einrichtungen möchten damit auch den BRANDENBURG-TAG in Forst (Lausitz) bereichern ...


So werden Besucher im Heimatmuseum Dissen mit den Geheimnissen der Nacht konfrontiert: „Von Liebeskräutern zu Liebestötern“ – heißt es da ab 19:00 Uhr bei der Spreewälder Kräuterhexe Diana Freund, die erklärt, welche einheimischen Kräuter sich für eine Liebesnacht eigneten und eignen. Alte bäuerliche Nacht- und Unterwäsche präsentiert die Nostalgiemodenschau aus Hoyerswerda, die u.a. den Beweis antritt, dass Push-up-BH’s schon früher Mode waren. „Muzet royal“ aus Berlin gibt dem Abend den musikalischen Zauber. Und Petra Kusch von der Kreisvolkshochschule des Landkreises Spree-Neiße heizt den Färbekessel an und zeigt, wie mit Pflanzen von Heimatwiesen Wolle gefärbt werden kann.
Das Schöne am Abend ist, dass spät kommende Besucher ab 21:30 Uhr das komplette Programm noch einmal miterleben können!

In der Heimatstube Burg (Spreewald) können Einwohner und Gäste traditionelles Handwerk hautnah (wieder-)entdecken. Ab 18:00 Uhr darf man dem Töpfer über die Schulter schauen, erfährt, wie Netze gestrickt werden und erlebt das Verzieren von sorbischen Ostereiern. Mitreißende wendische Bierlieder und Gassenhauer spielt zur Freude der Besucher die Gruppe „Drjewjanki“ aus Burg (Spreewald).

Wer kennt nicht die legendäre Sendung aus dem DDR-Fernsehen „Ein Kessel Buntes“? Passend zur derzeitigen DDR-Ausstellung „abgewickelt und vergessen“ präsentiert das „Niederlausitzer Heidemuseum“ des Landkreises Spree-Neiße in Spremberg ab 20:00 Uhr die Wiederbelebung dieses Originals. Dresdner Puppenspieler und Schauspieler schlüpfen in die Rollen von „Hurvinek und Spejbl“, Muck, Veronika Fischer und der Gruppe Karat und ein bisschen DDR-Nostalgie schwingt da schon mit.

In der Museumsscheune Bloischdorf erwarten den Besucher von 19:00 bis 01:00 Uhr „Nächtliche Leckereien bei Musik, Feuer und Wein“. Hier kann man also in historischer Umgebung bei handgemachter südamerikanischer Musik von „Quardo Mundo“ traditionelle Köstlichkeiten aus dem Museumsbackofen genießen. Eine weitere Attraktion sind die Nacht-Kremserfahrten mit „historischen Einblicken“ in die katholische Dorfkirche. Kulinarisch werden die „Nachtschwärmer“ mit Spanferkel, Kesselgulasch vom offenen Feuer, Quark, Kartoffeln und Leinöl, exquisiten Weinen und deftigem Fassbier verwöhnt.

Schon am Nachmittag dagegen öffnet der Erwin-Strittmatter-Verein e.V. für seine Gäste den aus Strittmatters Erzählung bekannten „Laden“ in Bohsdorf. Von 13:00 bis 19:00 Uhr sind hier alle Strittmatter-Fans zu Führungen durch das historische Haus eingeladen; aber auch im Ort kann man den Spuren von Strittmatter folgen.

Im Rahmen des BRANDENBURG-TAGes zeigt das „Brandenburger Textilmuseum“ in Forst (L.), wie schwer ein „Waschtag zu Omas Zeiten“ war. Von 11:00 bis 20:00 Uhr arbeitet die kohlebeheizte Waschmaschine, werden Wäschestücke auf dem Waschbrett gerubbelt und anschließend gemangelt. Zeitgleich öffnet sich die „Damals-Kiste“: Unter dem Motto „Vom Schaf zum Gewand“ stellt Petra Kusch von der Kreisvolkshochschule des Landkreises Spree-Neiße mittelalterliches Textilhandwerk vor. Der Besucher erfährt so u.a., wie man Wolle färbte oder mit der Knochennadel nähte und kann sich selbst an der Spinnwirtel probieren.

Im umgesiedelten Dorf Horno - heute Ortsteil der Stadt Forst (L.) - öffnen am ersten Samstag im September die Kirche und das kirchliche Informations- und Begegnungszentrum ihre Türen. Von 14:00 bis 20:00 Uhr kann man die Hornoer Kirche besuchen und z.B. den Altar, in dem Erde aus dem abgebaggerten Dorf eingearbeitet wurde, und über 27 Modelle von Kirchen abgebaggerter Lausitzer Orte besichtigen.

Dass Guben lange Zeit die „Stadt der Hüte“ war, weiß inzwischen Jeder. Kein Wunder also, dass das neu eröffnete Stadt- und Industriemuseum dieses Thema aufgreift. „Des Menschens Zierde ist der Hut“ - und so werden in einer getanzten Modenschau eben auch wunderschöne Hüte zu sehen sein. Die Kinder können sich ab 17:00 Uhr im „Hut-Weitwurf“ üben und in einer Bastelstraße über ihre eigenen Filzarbeiten freuen. Neben der Buchvorstellung „Die Hutmacher“ außerdem im Angebot: „Mallets in Ear“ mit sphärischen Klangcollagen und elegantem Jazz.

Im neuen Eisenhütten- und Fischereimuseum Peitz dreht sich in der 2. „Museumsnacht“ alles um das Thema Fisch: Neben dem Fischräuchern, der Fischereiausstellung und dem nächtlichen Grillen gibt es als kulturellen Höhepunkt ab 20:00 Uhr ein „Rendezvous mit Kuddeldaddeldu“. Der bekannte Kabarettist Heinz Dreahn wird Sie mit seinen „heiteren Fischzügen“ bekannt machen!

Eine „Nacht mit der Königin“ verspricht die Evangelische Kirche Peitz ab 20:00 Uhr: Gemeint ist damit aber nicht die Queen, sondern die Orgel als Königin der Instrumente. Klangsphären, Musik und Erklärungen erwarten hier den Besucher.

In Peitz gibt es an diesem Samstag aber noch mehr: Die Amtsbibliothek hat ab 15:00 Uhr einen Bücherflohmarkt aufgebaut. Bernd Pittkunings erzählt den Kindern „von des Wolfes glücklichem Tag“ und andere sorbische Märchen. Den Erwachsenen berichten Ronald Prokein und Markus Parsch ab 19:00 Uhr von ihrer Sehnsucht nach der ganzen Welt. „Aufbrechen“ ist ein Reisebericht mit Dia-Show.

Eine ganze „Nacht voller Überraschungen“ haben sich die Drachhausener auf die Fahnen geschrieben: Theaterspiel und Dance-Show, Lagerfeuer und vieles mehr - damit möchte die Heimatstube Drachhausen ihre Gäste erfreuen.

Auch Kinder dürfen mal lange aufbleiben – und so bereitet die sorbische Bauernstube Heinersbrück eine lange Nacht für die Kinder vor. Von 18:00 bis 22:00 Uhr sind die Jüngsten hier „Mit dem Beerensucher unterwegs“. Ein Puppentheaterstück mit und von Bernd Pittkunings führt die Mädchen und Jungen zu den Sagenfiguren, die alle helfen, Beeren zu finden. Ein Lutken-Beerenschmaus erwartet die Knirpse später am Lagerfeuer - und wer noch eine Handpuppe basteln möchte, hat so schließlich noch für alle Zeit eine Erinnerung an diesen schönen Abend. Damit sich auch die Eltern nicht langweilen, gibt es für sie einen Kabarettabend mit der „Villa Lila“.

Klatsch und Tratsch auf der Tenne - einen „Spinteabend“ also - kann man in Jänschwalde gegenüber vom Deutsch-wendischen Heimatmuseum erleben. Spinnen, Federn schleißen, Blasmusik und gute Laune ab 19:00 Uhr!

„Lichter, Kräuter und Dämonen“ so lautet das Motto im Heimatmuseum Tauer. Ab 19:00 Uhr findet hier ein großes Hoffest statt - mit Buchlesung über Kräuter, Lagerfeuer und vielen Überraschungen. Kinder sind hier natürlich ebenso herzlich gesehen!

Über den großen Landschaftsgestalter Hermann Fürst von Pückler berichtet der Landschaftsarchitekt Helmut Rippl am 02.09.06 ab 20:00 Uhr im „Brauhaus Kircher“ in Drebkau. Besucher können über den unkonventionellen Fürsten und den über die damaligen Landesgrenzen hinaus bekannten Landschaftsgärtner sicherlich viel Neues erfahren. Der Verein der sorbischen Webstube Drebkau hat in dieser Nacht außerdem die „Spremberger Heidemusikanten“ zur musikalischen Erfrischung eingeladen: Die jungen Künstler haben sich der sorbischen Volksmusik angenommen und interpretieren diese mit Dudelsack und dreisaitiger Geige auf eine spritzige und unkonventionelle Art und Weise.

Mit einem herzlichen „Здравствуйте!“ werden die Gäste auf dem Gelände des Flugplatzmuseums Welzow begrüßt. Ab 18:00 Uhr beginnt hier ein russischer Abend mit Musik und Wodka am Lagerfeuer, Tee aus dem Samowar und Soljanka aus dem Kessel. „Russische Offiziere“ führen durch das Museum und es werden original russische Waren verkauft. - Darüber sollte man sich nicht wundern, denn bis „Sibirien“ sind es ja nur ca. 1,5 km Luftlinie ...

„Schürzenjäger“ - so betitelt die Proschimer Mühle ihr Programm. Neben Mühlen-Führungen zwischen 13:00 und 18:00 Uhr gibt es eine originelle Schürzenmodenschau, vorgeführt von den Frauen des Dorfes. Von der weißen gestärkten Servierschürze der Zimmermädchen, über die bäuerlichen Arbeitsschürzen bis zur geliebten Dederon-Kittelschürze erfährt der Besucher eine Menge über dieses nützliche und hilfreiche Kleidungsstück, das heute fast völlig aus der Mode gekommen ist.

Und last but not least: „Quo vadis, ßerske zaßnikare“ heißt es in Cottbus. Das Wendische Museum ist an diesem Abend von 19:00 bis 22:00 Uhr im Gespräch mit sorbischen Journalisten aus Presse, Funk und Fernsehen. Eine heiße Diskussion in sorbischer Sprache und zwischendurch Musik zum „Verschnaufen“.


Da staunt also unser Jacob von Holst - das wäre im 17. Jahrhundert wohl kaum möglich gewesen: für das „gemeine“ Volk ein solch breites und interessantes Angebot in nur einer Nacht vorzuhalten! ... Tja, da wird es ihm wohl zur Qual, einmal wachgeküsst, zwischen den Veranstaltungen und Museen wählen zu müssen ...



Babette Zenker, Leiterin des Heimatmuseums Dissen
Kerstin Kossack, Sorben-/Wendenbeauftragte des Landkreises Spree-Neiße

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