Pressemitteilung Nr. 97/07, 04.04.2007
Pflegemaßnahmen für eine 200-Jährige
Ein Naturdenkmal in Forst (L.) soll erhalten bleiben und erhält deshalb einen neuen Schnitt
Die ca. 200-jährige Stiel-Eiche am Bürgerzentrum in Forst (Lausitz) ist seit langem schon ein Naturdenkmal - und soll es auch bleiben! Allerdings weist diese Eiche zunehmend ernste Schäden (Faulstellen, Pilzbefall usw.) auf, so dass ihre Stand- und Bruchsicherheit nicht mehr 100%-ig gewährleistet ist. Im Klartext bedeutet dies: Es handelt sich hier um einen „Gefahrenbaum“!
Ob ein solcher „Gefahrenbaum“ gefällt werden muss oder die Verkehrssicherheit durch entsprechende Schnittmaßnahmen wieder hergestellt werden kann, muss immer individuell entschieden werden und bedarf einer sorgfältigen Abwägung. Neben ihrem Wert als Naturdenkmal muss bei der genannten Eiche vor allem ihr Standort in die zu treffende Entscheidung einbezogen werden. Denn der intensive öffentliche Verkehr an diesem Platz stellt nicht nur besondere Anforderungen an die Verkehrssicherheit, sondern bedeutet für die Behörde auch einen dauerhaft erhöhten Pflege- und Kontrollaufwand. Insofern sind die deutlich sichtbaren Schäden wie Fäule, Risse, die absterbenden Stark-Äste und das Totholz in der Krone besonders kritisch zu sehen.
Da ist zum Beispiel der Leittrieb von einer intensiven Kernfäule befallen und ein weiterer Stämmling völlig entrindet und durchgefault. Darüber hinaus haben eine Vielzahl von Stark-Ästen einen sogenannten Abschiedskragen gebildet, d.h. die herausragenden Äste werden nicht mehr ausreichend versorgt, so dass der Baum versucht, die betroffenen Äste abzuwerfen.
Ebenfalls durch zahlreiche Schäden gekennzeichnet ist der Wurzelbereich des Baumes. Hier ist unter anderem der starke Ameisenbefall am Stammfuß ein sicherer Indikator dafür, dass eine Stockfäule/Wurzelfäule vorhanden ist.
Ein im Jahr 2006 in Auftrag gegebenes Gutachten zur Ermittlung der Stand- und Bruchsicherheit der Eiche bestätigt die Erkenntnisse der unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Spree-Neiße. Denn darin heißt es: „... die in Nord-Süd-Richtung einsetzende Stockfäule beeinträchtigt zunehmend die Standsicherheit. Die Stockfäule wird auf Wurzeleingriffe in der Vergangenheit zurückgeführt. Durch das Rückfaulen abgetrennter Wurzeln wurde der Eintritt der Fäule in den Wurzelstock ermöglicht“. Und an anderer Stelle: „Bruchgefahr besteht am fäulezersetzten Leittrieb in der Oberkrone und an den ausladend gewachsenen Stark-Ästen mit Abschiedskragen“.
Dennoch hat sich die untere Naturschutzbehörde des Landkreises in Abstimmung mit dem Eigentümer, der Stadt Forst (Lausitz), nach allen Abwägungen für den Erhalt der Stiel-Eiche ausgesprochen. Allerdings wird sich das Erscheinungsbild des Baumes durch die notwendigen Schnittmaßnahmen wesentlich verändern. Dazu gehört, dass der bruchgefährdete Leittrieb bis auf eine Länge von 3 bis 4 m und die Seiten-Äste um fast 50 % eingekürzt werden.
Die Pflegemaßnahme sollen aller Voraussicht nach in der Woche nach Ostern - spätestens jedoch bis Ende April 2007 – durchgeführt werden, also noch vor dem Austrieb der neuen Blätter, denn mit diesem erhöht sich die Bruchgefahr abermals.
Landkreis Spree-Neiße, Untere Naturschutzbehörde