Pressemitteilung Nr. 244/09, 25.09.2009

Gedenktafel für Ernst Tschickert künftig im Kulturschloss des Landkreises

Stadt und Landkreis ehren Spremberger Opfer des Nationalsozialismus und des Stalinismus

Am Mittwoch, dem 30. September 2009, wird Landrat Dieter Friese um 15:00 Uhr im Kulturschloss des Landkreises Spree-Neiße, Schlossbezirk 3 in Spremberg eine Gedenktafel enthüllen. Die Tafel soll an den Spremberger Gewerkschaftssekretär und Arbeitsrichter Ernst Tschickert erinnern, der zum Opfer des Nationalsozialismus und Stalinismus wurde und 1951 im sibirischen Straflager sein Leben verlor.

Die Gedenkstunde, an der auch Tschickerts ehemalige Arbeitskolleginnen Irma Icking und Ingeborg Kanisch aus Spremberg sowie Vertreter der Stadtverwaltung und der Stadtverordnetenversammlung Spremberg teilnehmen, erfolgt genau an dem Tag, an dem Ernst Tschickert vor 60 Jahren - am 30. September 1949 - vom russischen Geheimdienst in seinem Wohnhaus, Windmühlenweg 8 in Spremberg, verhaftet und anschließend wegen Unter¬grund¬tätig¬keit gegen die Sowjetische Militäradministration und die SED verurteilt wurde. Das heutige Kulturschloss des Landkreises war zu jener Zeit der Arbeitsort des Spremberger Arbeitsrichters.

Ernst Tschickert wurde am 29. August 1889 in Berlin geboren und arbeitete zur Zeit der Weimarer Republik u.a. auch in Spremberg, wo er sich seit 1933 am illegalen Widerstand gegen den Nationalsozialismus beteiligte. Aus diesem Grund verbrachte er eine Zeit seines Lebens im Zuchthaus und im Konzentrationslager Sachsenhausen.

Nach dem Krieg war Tschickert im Magistrat der Stadt als Chef der Stadtpolizei und ehrenamtlich als Stadtverordneter und Fraktionschef im Kreistag tätig. Ab 1. Juni 1946 leitete er das neu geschaffene Arbeitsgericht im Spremberger Schloss.

Nach seiner Verhaftung im Jahr 1949 wurde er zu 15 Jahren Arbeits- und Besserungslager im sibirischen Tajschet verurteilt. Die Tortur im Straflager überlebte er nicht lange. Er starb dort am 24. Dezember 1951 im Alter von 62 Jahren.

Auf Initiative des Stadtverordneten und SPD-Fraktionsvorsitzenden Andreas Lemke wollen Stadt und Landkreis nun mit der neuen Gedenktafel dem von der Militärhauptstaatsanwaltschaft Russlands im Jahre 2002 vollumfänglich rehabilitierten Ernst Tschickert ein ehrendes Gedenken erweisen. Schon im Mai 2009 wurde auf Beschluss der Stadtverordnetenversammlung Spremberg ein Teil des Schlossbezirkes im Spremberger Zentrum in „Ernst-Tschickert-Platz“ umbenannt und ein Gedenkstein aufgestellt.


Pressestelle des Landkreises Spree-Neiße
Seite zurück