Pressemitteilung Nr. 79/2025, 14.04.2025
Kreuzkräuter und andere Giftpflanzen auf heimischen Wiesen in Spree-Neiße
Ausbreitung durch gezielte Maßnahmen verhindern
Mit Beginn des Frühlings grünt es in der Natur und die ersten Blüten auf Wiesen und am Wegesrand werden von Insekten angeflogen. Doch leider beginnt damit auch wieder die Zeit der Giftpflanzen, die für Tiere und Menschen gefährlich werden können.
Ambrosia, oder auch aufrechtes Traubenkraut genannt, sieht dem Beifuß sehr ähnlich und wird deshalb auch als Beifuß-Ambrosia bezeichnet. Im Gegensatz zu seinem würzigen Kollegen, bei dem die Oberseite der stark gezackten Blätter dunkelgrün ist und die Unterseite silbrig schimmert, hat die Ambrosia hellgrünes Blattwerk. Diese Pflanze gelangte aus Nordamerika nach Deutschland und verbreitete sich als Zugabe im Vogelfutter sehr schnell. Ambrosia ist nicht giftig, erzeugt aber eine große Menge allergieauslösender Pollen und verbreitet sich auf landwirtschaftlichen Nutzflächen als schwer zu bekämpfendes Unkraut. Im Landkreis Spree-Neiße/Wokrejs Sprjewja-Nysa ist es besonders stark südlich von Cottbus/Chóśebuz verbreitet. Um die Gesundheit von Mensch und Tier nicht zu gefährden, wurde durch die Europäische Union ein Höchstgehalt eingeführt. Das bedeutet, dass sich in einem Kilogramm Futtermittelausgangserzeugnis maximal 50 Milligramm Ambrosiasamen befinden dürfen. Ist es mehr, darf dieses Futter erst nach der Reinigung verwendet werden.
Ähnlich verhält es sich mit dem Gemeinen Stechapfel. Auch hier dürfen sich nicht mehr als 1.000 Milligramm des giftigen Samens in einem Kilogramm eines Futtermittels befinden. Der Stechapfel stellte bisher im Spree-Neiße-Kreis kein Problem dar. Jetzt tritt er vereinzelt im südlichen Kreisgebiet an Straßenrändern auf. Als Unkraut im Garten können seine Samen auch bei ungünstigen Witterungsbedingungen lange Zeit im Boden überdauern.
Ein zunehmend großes Problem stellen im Landkreis Spree-Neiße/Wokrejs Sprjewja-Nysa und im gesamten Land Brandenburg seit 2021 die stark giftigen Kreuzkräuter dar. Die sehr hübsch gelb blühenden Pflanzen des Frühlingskreuz- oder auch Frühlingsgreiskrautes sind insbesondere an Straßen- und Wegrändern zu finden, von wo aus sie sich auf Äckern, Grünland und Brachen ausbreiten. Das Jakobskreuzkraut ist eher auf extensiv bewirtschafteten feuchteren Wiesen und Weiden zu finden. Im Gegensatz zum Jakobskreuzkraut ist das Frühlingskreuzkraut keine einheimische Pflanze. Sie stammt ursprünglich aus Gebieten südlich der Balkanhalbinsel und kommt deshalb mit mäßig trockenen Standorten bestens zurecht.
Die in Kreuzkräutern enthaltenen Gifte schützen die Pflanzen vor Fraßfeinden. Für Menschen und Tiere stellen die Gifte jedoch eine Gefahr dar. Besonders sensibel reagieren Pferde und Rinder. Schon bei der Aufnahme weniger Milligramm reichert sich das Gift in der Leber an und führt über Monate schleichend zunächst zu unspezifischen Symptomen. Dazu zählen unter anderem verminderte Futteraufnahme, Gewichtsverlust, Störungen der Lungenfunktion sowie Bewusstseins- und Koordinationsstörungen. Bereits geringe Mengen können zum Tod der Tiere führen. Schafe hingegen sollen die Gifte besser vertragen. Aber auch für den Menschen können die Gifte der Kreuzkräuter gefährlich sein.
In Studien wird untersucht, ob die Gifte bei Kühen auch in die Milch übergehen.
Blätter des Kreuzkrautes wurden schon in Rucola und Spinat sowie in Kräutermischungen und Kräutertees gefunden. Die Gifte wurden ebenso schon in Honig nachgewiesen, in den sie über die Pflanzenpollen gelangten.
Das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) legt die gesundheitsbasierten Richtwerte fest. Laut Stellungnahme des BfR liegt dieser Richtwert bei 0,0237 Mikrogramm Gift je Kilogramm Körpergewicht und Tag. Bei einer Überschreitung des Wertes wird der Honig als nicht sicheres Lebensmittel beurteilt. Dieser Honig darf nicht verkauft und verzehrt werden.
Aufgrund der vorliegenden Forschungsergebnisse zur Giftigkeit der Kreuzkräuter wird davon ausgegangen, dass maximal 1 Pflanze auf einer Fläche von 10 Quadratmetern vertretbar ist. Eine Pflanze kann im Durchschnitt 2.000 bis 4.000 Samen ausbilden, die mithilfe ihres Haarkranzes durch den Wind über weite Strecken getragen werden können.
Die Pflanzen sollten daher frühzeitig, am besten noch vor der Blüte, aus den heimischen Gärten, Wiesen und Grünflächen eigenverantwortlich herausgerissen werden. Beim Mähen oder Mulchen sind mehrere Arbeitsgänge erforderlich, da die Kräuter immer wieder austreiben. Eine chemische Bekämpfung ist mit den entsprechend zugelassenen Pflanzenschutzmitteln bei massenhaftem Auftreten möglich. Straßenränder werden bis zu 4-mal im Jahr gemäht, wobei das Mähgut auf der Fläche verbleibt.
Werden die Kreuzkräuter erst nach Blühbeginn entfernt, müssen sie unbedingt fachgerecht entsorgt werden. Die Samen dieser Pflanzen bleiben bis zu 15 Jahre keimfähig. Um die Verbreitung der Pflanzen zu vermeiden, dürfen sie daher nicht auf dem Kompost entsorgt werden. Kleinere Mengen, die beispielsweise von der eigenen Wiese oder von kommunalen Flächen gesammelt werden, können über die Restmülltonne der Verbrennung zugeführt werden. Größere Mengen sollten in eine Kompostieranlage gebracht werden. Dort werden die Kräuter durch hohe Temperaturen hygienisiert.
Eine Übersicht der Kompostieranlagen im Landkreis Spree-Neiße/Wokrejs Sprjewja-Nysa gibt es auf der Webseite unter der dem Link https://www.lkspn.de/kreisverwaltung/untereabfallbehoerde/kompostieranlagen.html.
Die Graukresse, eine weitere Giftpflanze, kam aus dem eurasischen Raum nach Deutschland. Diese ist leicht mit dem Hirtentäschel zu verwechseln, blüht in der Regel aber später und an ihren Stängeln fehlen die charakteristischen herzförmigen Samen. In Brandenburg ist sie vorwiegend auf trockenen, sandigen Böden zu finden.
Fressen Pferde diese Pflanze, können Sie darauf unter anderem mit Fieber, erhöhter Atemfrequenz, Hufrehe oder Ödemen reagieren. Auch diese Giftpflanze kann im schlimmsten Fall zum Tod des Tieres führen.
Die Graukresse verliert, ebenso wie die anderen Giftpflanzen, auch nach dem Trocknen zu Heu oder bei der Silierung ihre Giftigkeit nicht. Aufgrund ihres Geschmackes können Tiere diese Pflanzen beim Weiden noch selektieren. Im Heu oder in der Silage ist dies nicht mehr möglich und die Tiere nehmen die Giftstoffe auf.
Giftige Wirkungen der Graukresse auf andere Weidetiere können nicht ausgeschlossen werden. Wer wenige Pflanzen der Graukresse auf seinen Flächen findet, sollte diese mit der Wurzel ausreißen, bevor die Pflanze ihre ca. 7.000 Samen verbreiten kann. Sind größere Flächen betroffen, kann Mulchen vor der Blüte helfen.
So wie Ambrosia, Stechapfel und Kreuzkräuter sollten auch kleine Mengen Graukresse über den Restmüll der Verbrennung zugeführt werden.
Es ist nicht auszuschließen, dass die Gifte auch über die Haut aufgenommen werden können. Daher ist das Tragen von Handschuhen beim Ausreißen der Pflanzen empfohlen. Bei starkem Giftpflanzen-Befall einer Fläche ist unter bestimmten Voraussetzungen auch der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln möglich. Landwirte finden im „Merkblatt 6: Kreuzkräuter und Ambrosia“ Hinweise, was sie bei der Bekämpfung von Giftpflanzen auf landwirtschaftlichen Flächen beachten müssen. Das Merkblatt ist unter folgendem Link abrufbar: https://www.lkspn.de/media/file/landwirtschaftvortraege/2024/kreuzkrauter_und_ambrosia.pdf.
Weiterführende Informationen zu Ambrosia und Kreuzkräutern gibt es beim Landesamt für Ländliche Entwicklung, Landwirtschaft und Flurneuordnung des Landes Brandenburg unter https://lelf.brandenburg.de/lelf/de/landwirtschaft/pflanzenschutz/.
Der Fachbereich Landwirtschaft des Landkreises Spree-Neiße/Wokrejs Sprjewja-Nysa bittet um aktive Mithilfe und Beachtung der aufgeführten Maßnahmen, damit die Ausbreitung der beschriebenen Giftpflanzen im Landkreis Spree-Neiße/Wokrejs Sprjewja-Nysa verhindert wird.
Pressestelle Landkreis Spree-Neiße/Wokrejs Sprjewja-Nysa
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