Amtshaus mit Gartenanlage
Beschreibung
Gemarkung: Forst
Fl. 18, FlStk. 424, 631
Das alte Amt mit der zugehörigen Gartenanlage liegt südlich der früheren Luisenschule und wird westlich von der Planckstraße, östlich von der Kleinen Amtstraße sowie südlich von der Max-Fritz-Hammer-Straße begrenzt und umfasst die Flurstücke 424 und 631 der Flur 18 der Gemarkung Forst.
Das Gebäude erhebt sich über den Resten eines auch Schloss genannten Vorgängerbaus, den 1521 Melchior von Biberstein errichten ließ und der von seiner Familie bis 1654 bewohnt wurde. Nach dem Aussterben der von Biberstein im Jahr 1667 kam es in Besitz der Herzöge von Sachsen-Merseburg. Langer Leerstand führte 1713 zum teilweisen Einsturz der Baulichkeit. Nach seiner Instandsetzung diente es ab 1716 als Amtshaus der Herzöge von Sachsen-Merseburg. Mit dem Tod des letzten männlichen Erben der sächsischen Nebenlinie fiel das Herzogtum mitsamt der Herrschaft Forst 1738 wieder an Kursachsen zurück. 1746 kaufte der sächsische Premierminister Graf Heinrich von Brühl die Herrschaft Forst, nachdem er seit 1740 bereits die Herrschaft Pförten besaß. Er verlegte das Amt nach Pförten. 1906 erwarb die Stadt Forst das Grundstück von der Gräflich Brühlschen Fidei-Kommiss-Herrschaft zu Pförten undvermietete das Gebäude zunächst. Nach dem Erwerb wurden zur Sanierung des baufälligen, aber bereits damals als besonders denkmalwert anerkannten bzw. als "einziges historisches Baudenkmal der Stadt" bezeichneten Gebäudes entsprechend einem Gutachten des Provinzialkonservators vom 22.12.1910 mehrere tausend Mark aufgewandt, die durch den Kriegsausbruch jedoch nicht vollendet wurden und erst 1925 abgeschlossen werden konnten. Während des Ersten Weltkriegs richtete die Stadt ein Verwundetenlazarett und nach Kriegsende Notstandswohnungen für Flüchtlingsfamilien ein. Ab Herbst 1924 wurde das über drei Morgen große, vormals wüste und wohl nur als Trockenplatz genutzte Gelände um das Amtshaus im Rahmen städtischer Notstandsarbeiten unter Gartenbaudirektor Alfred Boese als Gartenanlage neu gestaltet. Bei der Neuanlage integrierte man die vorhandene Geländemodellierung in Form einer halbkreisförmigen Vertiefung um das Innere des Grundstücks, welche die Reste des noch 1772 vorhandenen Wassergrabens um das alte Schloss markierte, in die Planung. Die Gestaltung in Gebäudenähe bestand aus geometrisch angeordneten Rasenrechtecken, die mit einigen Bäumen aufgelockert wurde. Eine Bruchsteinmauer, die die Grenze zum ehemaligen Wassergraben bildete, umschloss diesen inneren Bereich. Vro der Bruchsteinmauer lag die äußere, gegenüber dem Straßenniveau abgesenkte Gartenanlage. Eine zweistufige Stützmauer aus Naturbruchsteinen bildete an zwei Stellen den äußeren Rahmen, eine große abgeböschte Rasenfläche den Innenraum. Die Pflanzung bestand vornehmlich aus Rhododendren, untersetzt mit Stauden und Sommerblumen. Die Ausführung der Arbeiten zur Gestaltung der Außenanlagen dauerte bis 1927. Eine Erweiterung der Anlage an der Ostseite erfolgte um 1930, als die Kleine Amtstraße verlegt und der alte Lohmühlgraben kanalisiert und die Lohmühle abgerissen wurde. Das Haus nahm 1932-45 das Heimatmuseum auf. Nach Beseitigung des Kriegsschäden und einer vereinfachten Wiederherstellung mit veränderter Binnenstruktur diente es 1962-98 als Pflegeheim. Seit 2003 ist es Wohnstätte für Kinder und Jugendliche mit geistiger und mehrfacher Behinderung.
Das Amtshaus ist ein zweigeschossiger Putzbau von sieben zu vier Achsen über rechteckigem Grundriss mit hohem Walmdach. Gliederung durch Lisenen, auf der Südseite Kellerfenster mit korbbogigen Öffnungen, der einstige Zugang beseitigt. Die hochrechteckigen Fenster im Erd- und Obergeschoss schlicht gerahmt, durch Putzspiegel und eingetiefte Brüstungsfelder betont. Auf der Nord- und Südseite jeweils breitgelagerter Dachhecht und moderne liegende Dachfenster. An östliche Schmalseite in jüngerer Zeit zusätzliche moderne Treppe als Fluchtweg angefügt (nicht denkmalrelevant). Segmentbogiger Eingang mit vorgelagerter vierstufiger Treppe auf der Nordseite. Im Innern umfangreiche Veränderungen. Im Keller- und Erdgeschoss teilweise wohl bauzeitliche Kreuzgratgewölbe erhalten.
Da das Amtshaus heute als Behindertenwohnstätte für Kinder und Jugendliche dient, wurde der Bereich um das Gebäude behindertengerecht ausgebildet und zusätzlich mit einem Spielplatz (nicht denkmalrelevant) vor dessen Südostecke ausgestattet. Nach Süden und Osten ist dieser ansonsten aus Rasenrechtecken bestehende innere Teil der Außenanlagen von einer Bruchsteinmauer begrenzt. Als markanter Einzelbaum steht vor der westlichen Seite des Amtshauses eine als Kopfbaum geschnittene Silberpappel. Die äußere gärtnerische Anlage, die 2004/05 nach historischem Vorbild saniert wurde, besitzt die Form eines Senkgartens. Sie ist zwischen den angrenzenden Straßen und der begrenzenden Bruchsteinmauer des inneren Gartens im Niveau tiefer gelegen und wird an den Ecken über kleine Treppenanlagen erschlossen. An dem auf halber Höhe liegenden umlaufenden Weg mit wassergebundener Decke sind in die ca. 50 cm hohe Bruchsteinmauer aus Granitgroßsteinen 7 Sitzbänke in kleinen Nischen integriert. Die dahinter liegende Pflanzung, zu den höherliegenden Straßen an der West- und Südseite nochmals durch eine kleine Stützmauer unterteilt, besteht aus Rhododendren, Funkien und Adlerfarn. Der Pflanzstreifen zwischen oberer Stützmauer und Bürgersteig ist mit niedrigem Cotoneaster besetzt. An der West- und Südseite ist die Anlage auf Bürgersteigniveau von einer Reihe Holländischer Linden gerahmt. Die in der Mitte befindliche, abgeböschte Rasenfläche markiert den ehemaligen Wassergraben um das frühere Schloss, der früher seinen Zufluss vom ehemaligen Lohmühlgraben hatte. Der Gehölzstreifen parallel zur Kleinen Amtstraße ist mit Eschen, Weide, Sumpfeiche, Hasel, Gemeiner Heckenkirsche, Wildrosen und in der Krautschicht mit Vinca minor bestanden. Im Rahmen der behindertengerechten Anpassungen wurde der Vorplatz vor dem Amtshaus neu gestaltet und in Naturstein gepflastert und eine auf einem polierten Granitstein montierte Metalltafel aufgestellt, die über die Geschichte des Hauses informiert. (BLDAM)