Park mit Kavalierhaus und drei Plastiken
Beschreibung
Gemarkung: Reuthen
Fl. 1,
FlStk. 142, 143/1, 145, 146, 147, 148, 149, 150, 151, 152, 153, 155, 156, 159, 160, 489, 490
Fl. 3,
FlStk. 12, 13, 14, 24/1, 107
Reuthen liegt etwa 14 km östlich von Spremberg. Anfang des 16. Jahrhunderts war „das Dorf Reutten sampt der festen und forwergk daselbst“ in Besitz des Hans v. Kittlitz, dessen Familie es bis ca. 1530 besaß. Danach wechselten die Besitzer häufig. 1669 wurde das Rittergut Reuthen von J. U. Lic. Adam Leupold gegen das ihm gehörige Klein Loitz ertauscht. Während der Leupoldschen Besitzzeit brannte das Schloss Reuthen ab und wurde danach neu erbaut. Die Familie Leupold besaß das Rottergut vermutlich bis 1873. Ab 1873 befand es sich im Besitz von Hermann Killisch (1821-1886), der 1852 von Friedrich Otto Leopold v. Horn adoptiert worden war. Er war Begründer und Inhaber der „Berlinder Börsenzeitung“. Ihm gehörten außerdem die Güter Pankow bei Berlin (1854), Dubrauke (1872), Tschernitz (1872), Klein Loitz (1872) und Wadelsdorf (1873). Von seinen drei Kindern, die 1910 mit dem Namen „von Killisch-Horn“ in den preußischen Adelsstand erhoben wurden, erbte der Sohn Günther das Rittergut Reuthen zusammen mit dem Rittergut Horlitza (147 ha). Er bildete daraus eine Fieikommiß. Das Rittergut Reuthen allein umfasste 1907 610 ha. Auf dem Rittergut Reuthen mit Rittergut Horlitza, von dem 350 ha Fläche holzwirtschaftlich genutz wurden, unterhielt er ein Vollblutgestüt sowie Brennerei. Die Familie v. Killisch- Horn verließ Reuthen im April 1945 beim Einmarsch der sowjetischen Armee. Mit der Verordnung über die Bodenreform vom 06. September 1945 wurde der Großgrundbesitz der v. Killisch- Horn in Reuthen/ Horlitza von 749 ha enteignet.
Der Gutskomplex liegt am nordöstlichen Rand des Dorfes und wird von der dort verlaufenden „Parkstr.“ sowie einer mittig von der Dorfstr. abgehenden, zum Wirtschaftshof führenden Stichstr. erschlossen. Auf dem Ur- Messtischblatt von 1845 ist das Schloss noch von einem Wallgraben umgeben. Es lag nordöstlich des Wirtschaftshofs und war durch den Wallgraben von diesem getrennt. Nach Nordosten grenzte die Feldflur unmittelbar an das Schloss. Die heutige Parkstr. war mit Alleebäumen bepflanzt. Eine Parkanlage ist noch nicht dargestellt.
Erst unter dem 1873 als neuem Besitzer genannten Hermann Killisch – v. Horn erfolgte die Anlage eines weiträumigen Landschaftsparks in der nordöstlich an den Gutskomplex angrenzenden Feldflur. Hermann Killisch – v. Horn hatte bereits in seinem 1852 erworbenen Besitz in Pankow ab ca. 1868 einen Park, Treib- und Palmenhäuser sowie eine Fasanerie anlegen lassen. Er war ein Bewunderer Pücklers und „Pankow, sein neues Besitztum soll(te) entstehen im Pücklerschen Geiste“, wobei nicht überliefert ist, ob er Pückler auch persönlich kennen gelernt hat. Die Ausführung des ausgedehnten Parkgeländes in Pankow ist dem seit 1868 angestellten Obergärtner Wilhelm Perring, dem späteren Inspektor des Botanischen Gartens in Berlin, zuzuschreiben. Hermann Killisch- v. Horn wurde als einer der größten Gartenliebhaber Deutschland bezeichnet und widmete sich der Zucht von Orchideen und anderen seltenen und exotischen Pflanzen und erlangte auf diesem Gebiet Berühmtheit. Er wurde dafür in den 1870er Jahren auf einer Berliner Gewerbeausstellung mit der Goldenen Medaille ausgezeichnet. In den 1870er Jahren verlagerte er seine Aktivität verstärkt in die Niederlausitz, wo er verschiedene Güter und als letztes dann Reuthen erwarb.
Auch in Reuthen war es Wilhelm Perring, der die Ausführung der neuen Parkanlage vornah. Am 1.10.1876 beendete er seine Anstellung, da er sich nicht schließen konnte, gänzlich nach Reuthen überzusiedeln. Die Parkanlage ist sicher als ein Gemeinschaftswerk des Gartenliebhabers Hermann Killisch- v. Horn und seines Obergärtners Wilhelm Perring entstanden. Die vorher bis an die Nordostseite des Dorfe und des Gutskomplexes heranreichende Feldflur wurde in eine außerordentlich weiträumige landschaftliche Parkanlage umgestaltet. Es wurden geschwungene Wege mit wassergebundener Decke oder als einfache Waldwege ohne Einfassungen angelegt, vorhandene sehr alte Solitärbäume, die Gewässer und die Geländemodellierung in die Parkgestaltung einbezogen und durch geschickte Baumpflanzungen, z. T. mit seltenen Arten (z.B. Goldeiche, Zerreich, Sumpfzypresse, Zuckerahorn, Esskastanie, rosablühende Robinie) hervorragende Parkräume mit weiten Wiesen und langen Sichten geschaffen. Nach Osten steigt das Gelände an, wird mit Kuppen und Tälern immer bewegter und geht unmerklich in waldartigen, von Wegen durchzogenen Bestand über. Am östlichen Parkrand wurde 1883- 1887 ein monumentales Mausoleum mit einer umgebenden regelmäßig gestalteten terrassierten gärtnerischen Anlage eingefügt. Das Mausoleum wurde erst in den 1980er Jahren gesprengt und existiert nur noch als Ruine.
Im östlichen waldartigen Parkteil sind die räumlichen Strukturen heute durch Wildwuchs oder Aufforschung z. T. nicht mehr klar abzulesen, aber wieder herstellbar. Der Park war mit zahlreichen Ausstattungen und gartenarchitektonischen Elementen versehen, so einer „Neugierde“ mit einer Mooslaube in der westlichen Parkecke, die nur noch als Hügel existiert. Am Weg, der vom Kavalierhaus nach Osten führt, befindet sich der Standort eines Pavillons. Der dortige nicht denkmalrelevante Holzpavillon jüngeren Datums steht auf einem alten dreistufigen Betonpodest. Auch die vorhandene gewesenen plastischen Ausstattungen haben sich neben mehreren Sockelresten nur noch drei Plastiken erhalten: 1. Terrakottaplastik „Apostel- Stein“, auf einem achteckigen Sockel Knabenfiguren, eine Schale tragend, Sockel mit Reliefdarstellungen von Pferdeszenen in rechteckigen Feldern, Eierstab- und Akanthusdektor. Gelegen in einer Achse vom Standort der Nymphe“ nach Osten, innerhalb des waldartigen östlichen Parkteils, mit schmaler, von Bäumen freigehaltener Blickachse in Richtung Parkteich; 2. Terrakottaplastik, Nachbildung der „Nymphe von Stourhead“, liegende, überlebensgroße weibliche Figur westlich des zentralen Parkteichs; 3. Terrakottapostment mit runden Reliefmedailons, stark beschädigt, auf dem Sockel der Fuß einer Vase, in der westlichen Parkecke, unweit der „Neugierde“.
Wie in Pakow erlangten auch in Reuthen die Gewächs- und Treibhäuser Berühmtheit, von denen 12 vorhanden waren. Sie wurden jedoch nicht im Park, sondern südlich der Parkstr. im westlichen an den Gutshof angrenzenden Gärtnereigelände errichtet.
Nach 1945 legte man im Park in der großen Wiesenaue einen Sportplatz und einen Turnierplatz mit Absperrungen, Tribüne, Preisrichterturm und zahlreichen Nebengebäuden an, die nicht denkmalrelevant sind.
Am nördlichen Parkrand wurde in einer Achse zum 1892 ausgebauten und veränderten Herrenhaus ca. 1905- 1910 ein zweites Herrenhaus, das so genannte Kavaliershaus durch den damaligen Besitzer Günther v. Killisch- Horn errichtet. Durch ihn wurde auch der Park 1910-1914 nochmals erweitert. Das eigentliche Herrenhaus ist am Ende des Zweiten Weltkrieges durch Kriegseinwirkungen vollkommen zerstört worden.
Das freistehende Kavalierhaus – auch als neues Schloss bezeichnet – ist ein breitgelagerter Putzbau von 11 Achsen unter einem allseitig mit Dachhäuschen versehenem Mansarddach. Schlichtes souterrainartiges Erdgeschoss, repräsentatives Obergeschoss in Form der Beletage, Dachgeschoss teilweise ausgebaut. Auf der Südseite, dem Park zugewandt, ein dreiachsiger Mittelrisalit mit nicht denkmalrelevanter Freitreppe und Terrasse. Zweiflüglige Terrassentür mit rundbogigem Oberlicht. Überwiegend hochrechteckige sechsfeldrige Fenster nach historischem Vorbild erneuert. Auf der Nordseite sogenanntes liegendes Ochsenauge zur Belichtung des nordwestlich angeordneten Treppenhaus. Im nördlichen Mittelrisalit vergrößerte rechteckige Wandöffnung für modernes Tor. An den Schmalseiten jeweils Nebeneingang. Im Innern die ursprüngliche Raumstruktur nu noch teilweise ablesbar. Bauzeitlich hölzerner Treppenaufgang und einige Türen, in salonartigen Räumen des Obergeschosses z. T. zweiflüglig, erhalten (BLDAM).