Tuchfabrik Levy mit Schornstein und Wohnhaus
Beschreibung
Gemarkung Spremberg, Flur 18, Flurstück 319Im Auftrag des Berliner Unternehmers Ludwig Levy in den Jahren 1924/25 tiefgreifender Umbau der von den Berliner Fabrikanten Wissinger in der zweiten hälfte des 19. Jahrhunderts errichtet, dreigeschossigen Tuchfabrik mit Wohnhaus durch den Spremberger Baumeister Richard Mittag, vermutlich unter Beibehaltung der Umfassungen und Erhöhungen des Dachgeschosses. Nach Emigration Levys in die USA (1935) im Jahr 1940 Veränderungen unter Leistung des Architekten J. Demkopf im Auftrag des neuen Besitzers C. Otto Müller, insbesondere am Wohn- bzw. Bürohaus. 1942 Umwandlung in einen Rüstungsbetrieb (Auslagerung der Webstühle). Nach Enteignung 1945 als Spremberger Textilwerk II der VVB Spinnweber unterstellt; bis 1960 als Volltuchfabrik, ab 1975 bestehend aus Spinnerei, Wolferei und Krempelei; seit 1992 Stilllegung.
Die Tuchfabrik ein viergeschossiger, an der Straße langgestreckter Rechteckbau mit Flachdach; die nördliche Giebelseite entsprechend der Grundstückssituation schräg verlaufend. Auf der Rückseite südlich ein Treppenhausturm über quadratischem Grundriss; innen Treppengeländer mit Flacheisenbändern. Straff gegliederte, mit dunkel gebrannten, violettbraunen Klinkern verblendetet Rasterfassade mit flacher Profilierung: Im rhythmischen Wechsel fassen breite und schmale Lisenen große Metallsprossenfenster (16 Achsen) dezent in Dreier- bzw. Zweiergruppen zusammen. Das vierte Geschoss springt über kräftigem, sich hell absetzenden, umlaufenden Betongesims zurück. Markant die ungegliederten massiven Gebäudeecken, an der Straßenecke gerundet. Die hofseitige Ziegelwand unverblendet und ungegliedert. Im Inneren geschossweise zweireihigen Betonstützen und –decken sowie Zementestrich auf dem Boden; das zurückgesetzte Dachgeschoss von einer stützfreien Eisenbetonrahmenkonstruktion überspannt.
Südlich direkt anschließend das mit der Fabrikfassade fluchtende, dreigeschossige ehemalige Wohn- und Bürohaus mit Drempel ein konventioneller Massivbau mit Holzbalkendecken, im Kern zweite Hälfte 19. Jahrhundert. 1940 der Architektursprache des Fabrikbaus angepasst und mit Klinkern verblendet, dabei Fensteröffnungen (6Achsen) beibehalten (Kastensprossenfenster verloren); anstelle der ursprünglichen Tordurchfahrt in der südlichen Außenachse die Eingangssituation mit breiter Doppeltür wahrscheinlich im Zuge dieser Umgestaltung mit abgetrepptem Backsteingewände, kräftigem Betonsturz und Oberlicht versehen und einschließlich der oberen Achsen von breiten Lisenen begleitet. In die Durchfahrt schon 1926 ein Treppenhaus eingebaut; davon wohl auch die großformatige, quadratischen gelben Keramikplatten an den Wänden und beigen Bodenfliesen, jeweils von schwarzen Rähmchen eingefasst.
Hofseitig existiert bis zu ihrem kürzlichen Abriss ein Kesselhaus sowie zahlreiche Produktions-, Lager- und Nebengebäude; von der Anlage des 19. Jahrhunderts lediglich ein Schornstein aus gelben Ziegeln auf quadratischem Sockel mit Konsolfries erhalten (BLDAM).