Wohnhaus und Reste der Einfriedung, Großviehstall und Schweinestall
Beschreibung
Gemarkung: Groß Gastrose, Flur: 3, Flurstück: 22/1
Das frühere Vorwerk liegt in der Neißeaue zwischen Eilenz-Fließ und Neiße etwa 1 km südöstlich von Taubendorf. Westlich des Ortes verläuft die Forst (Lausitz) und Guben verbindende Bundesstraße 112. Bis 1945 gehörte Albertinenaue zur Gemarkung des östlich der Neiße gelegenen Dorfes Pohsen (heute polnisch Pózná), danach zu Groß Gastrose. Seit 2003 ist es verwaltungsrechtlich dem Ort Taubendorf und damit der Gemeinde Schenkendöbern zugeordnet. Die spärliche, vorwerkstypische Bebauung besteht aus älteren, südwestlich des S-förmigen Weges gelegenen Baulichkeiten und jüngeren, nach 1945 nordöstlich errichteten Gebäuden der LPG bzw. deren Nachfolger. Anfang der 1980er Jahre werden außer dem „Gutshof mit Ställen und Scheunen“ zwei ältere Büdnerhäuser und zwei Neusiedlergehöfte erwähnt.
Albertinenaue 1 ist in den 1920er Jahren im Zuge von Um- und Erweiterungsbauten entstanden. Veranlasst wurden sie durch den Forster Fabrikanten Emil Rumsch, Teilhaber der Wäschereimaschinenfabrik „Rumsch & Hammer“, der das Anwesen 1921 erwarb. Dieser konnte hier seiner zweiten Leidenschaft, der Landwirtschaft, frönen. Hauptwohnsitz der Familie blieb Forst, Albertinenaue wurde zum Sommersitz ausgebaut. Bis 1925 entstanden zwei neue Wohnhäuser, von denen nur die so genannte Villa (Albertinenaue 1) den Zweiten Weltkrieg relativ unbeschadet überstand. Das Familienwohnhaus, später auch als Kutscherwohnhaus bezeichnet, wurde durch einen Bombentreffer zerstört. Während des Zweiten Weltkrieges wohnten bis zur Beschlagnahme durch die SS in der Villa Familien aus Berlin, die Opfer der sich häufenden Bombenangriffe geworden waren. Nach dem Krieg wurden Flüchtlinge einquadtiert, denen die Flucht der Eigentümer in den Westen Mieterfamilien folgten. Die Bewirtschaftung der Flächen und Wirtschaftsgebäude erfolgte bis zum Ende der DDR durch die LPG. Heute arbeiten hier einerseits die „Bauern AG Neißetal“ und andererseits die zurückgekehrten Alteigentümer bzw. Erben im Familienunternehmen „ALDAG“.
Das in der ersten Hälfte der 1920er Jahre errichtete Wohnhaus, auch Villa genannt, ist der südlichste Baukörper des Vorwerks. Eingeschossiger Putzbau mit hohem Kellergeschoss in neobarocken Formen. Zentral angeordneter Eingang auf der Nordseite von je einem Rundbogenfenster flankiert, davor kleine Terrasse und Freitreppe. Der zweiflüglige Eingang gerahmt und mit girlandenbekrönter Kartusche, darin stilisierte Wäscherolle und in Resten die Initialien des Bauherrn E und R für Emil Rumsch. Neben den Rundbogenfenstern unregelmäßig angeordnete hochrechteckige Fenster. Die anderen Seiten schmucklos, westlich ein Nebeneingang und ein nicht denkmalrelevanter Anbau. Im ausgebauten Mansarddach überwiegend rundbogige Dachhäuschen sowie jüngere liegende Dachfenster auf der Nord- und Südseite. Der Haupteingang durch ein großes korbbogiges Dachhaus mit Rechteckfenster, Putzflächen und Girlandenschmuck betont. In Resten erhalten die wegbegleitende Einfriedung auf der Nordseite der Villa, eine ehemals weiß verputzte Mauer mit hohen Rechteckpfeilern und Pergola, dazwischen Zaunfelder aus Holzlatten. Zur Neiße hin zwei mächtige, vasenbekrönte Torpfeiler mit Putznutung.
Der Großviehstall nordöstlich des Wohnhauses annähernd parallel zu diesem errichtet. Langgestreckter anderthalbgeschossiger Ziegelbau mit flachbogigen, vielfeldrigen Metallsprossenfenstern, Klötzchenfriesen und Satteldach. Die Tore mit Schiebetüren, diese wie die Türen und Luken überwiegend erneuert.
Der Schweinestall unmittelbar östlich des Großviehstalls in rechtem Winkel zu diesem errichtet. Eingeschossiger Ziegelbau mit Satteldach. Auf der Westseite regelmäßig angeordnet sechs flachbogige Türen. Auf der Ostseite gerade Türstürze, zwei Türen zu einem Tor vereinigt. Südlich ein leicht nach Westen versetzter Anbau mit Satteldach. Der kleine Putzbau zum Großviehstall hin mit zwei am Rand angeordneten Türen, dazwischen zwei große Fenster. Auf der Ostseite Stallbereich bzw. Schuppennutzung (BLDAM).