Wohnhaus
Beschreibung
Gemarkung Forst, Flur: 16, Flurstück: 136Die Blumenstraße ist in der zweiten Hälfte des 19. Jh. parallel zur Cottbuser Straße entstanden. Noch Mitte des 19. Jh. war sie als „Neue Straße“ lediglich kurze Stichstraße bis zur heutigen Nr. 6, weiter westlich erstreckte sich Ackerland. Heute verbindet die Blumenstraße die Bahnhofstraße mit der Frankfurter Straße. Der spätestens 1885 verwendete Straßenname entstand wahrscheinlich wegen der angrenzenden Gärten. Die beidseitige Bebauung stammt aus dem späten 19. und dem frühen 20. Jh. Im westlichen Teil besteht sie aus zumeist viergeschossigen Mietwohnhäusern, teilweise mit Durchfahrt, weiter östlich aus zweigeschossigen Bauten.
Das Wohnhaus Blumenstraße 3 im Jahre 1875 von Maurermeister Gustav Reiher für sich selbst entworfen und unter Mitwirkung des Zimmermeisters Albert Hohlfeld ausgeführt. Im August 1881 im Besitz der Tuchfabrikanten „A. Schrader & Körner“, laut Adressbuch 1894 Eigentümer die „Brüdergemeinde Niesky“. 1935 Aufstockung der „nutzlosen Durchfahrt“ östlich des Hauseingangs, um einen Sitzungsraum, ein Gastzimmer und eine Hausmannswohnung zu schaffen. Entwurf Albert Richter, Ausführung Paul Krahl. Das Haus heute als „Evangelische Brüder-Unität (Herrnhuter Brüdergemeinde)“ mit Wohnung für die Familie des Pfarrers im Obergeschoss genutzt. Der eingeschossige hofseitige Anbau als Gartenhaus 1875 entstanden, bereits 1881 erster Umbau als „Ausbau einer Utensilienkammer in der Veranda“, nicht denkmalrelevant.
Zweigeschossiger Putzbau von vier Achsen mit Drempel und Satteldach auf der Nordseite der Blumenstraße. Fassade durch kräftig ausgebildete Gurt- und Sohlbankgesimse horizontal gegliedert. Das Erdgeschoss rustiziert und mit getreppter Fensterrahmung. Im Obergeschoss reich stuckierte Fensterspiegel, konsolengestützte segmentbogige Fensterverdachung, zwischen Fenstersturz und –verdachung Girlandenschmuck und Frauenköpfe. Die rechte äußere Achse bis zum Drempel risalitartig mit rahmenden Pilstern ausgebildet. Der eingezogene Hauseingang von ionischen Kapitellen begleitet und mit Gebälk abgeschlossen. Im Treppenaufgang seitliche, halbrunde Nischen. Im Obergeschoss Fenster mit Baluster im Fensterspiegel, korinthischen Kapitellen, Schlussstein (Löwenkopf) und friesgeschmücktem Dreiecksgiebel. Im Giebelfeld Männerkopf. Unter der Traufe Akanthusvoluten. Östlich des Hauseingangs deutlich zurückspringend einachsiger dreigeschossiger Anbau. Im schmucklosen, mit steilem Pultdach abgeschlossenen Bauteil das Zufahrtstor aus jüngerer Zeit, diese daher nicht denkmalrelevant.
Im Innern schmuckreicher Flur mit Wandreliefs: rechts Mann mit Anker, flankiert von Palme und Koffern (Seefahrer, Missionar?); Frau mit Lamm (Friedenssymbol?), links Justitia als Symbol der Gerechtigkeit. Zweiflüglige segmentbogige Flurtür mit Glasfüllung und Oberlicht sowie Stuckdecke. Zweiflüglig auch die Holztür zu den beiden ehemaligen Stuben im Parterre, jetzt zum Gemeinderaum zusammengefasst. Im nördlichen Teil des Hauses das Treppenhaus mit dem bauzeitlichen Geländer erhalten (BLDAM).