Amtsgericht
Beschreibung
Gemarkung Forst, Flur: 19, Flurstück: 95Die heute vom namengebenden, 1872 errichteten Bahnhof nach Norden bis zur Frankfurter Straße verlaufende Straße entstand in der zweiten Hälfte des 19. Jh. Bis 1874 hieß sie I. Querweg, begann südlich der Euloer (Cottbuser) Straße und endete am Lerchenfeldweg (August-Bebel-Straße). Vermutlich Mitte der 1880er Jahre, spätestens wohl 1886, erhielt sie ihren heute gültigen Namen. Mit der Bebauung des Bahnhofsvorfeldes, der Anbindung an das Stadtzentrum und der Errichtung des Städtischen Krankenhauses 1890-92 (Robert-Koch-Straße 35) wurde die Bahnhofstraße nach Süden bis zum Bahnhof als Ziel bzw. Ausgangspunkt und über die Cottbuser Straße hinaus am Friedhof I vorbei nach Norden verlängert. Die Bebauung der Bahnhofstraße wird durch drei- und viergeschossige historische Mietwohnhäuser mit teilweise repräsentativen Fassaden sowie durch zahlreiche Wohn- und Geschäftshäuser charakterisiert. Im Bereich südlich der Cottbuser Straße prägt neben dem 1892 als Solitär errichteten Amtsgericht (Bahnhofstraße 54) die Turnhalle des Forster Turnvereins 1861 (Bahnhofstraße 54a) das Straßenbild. Die Bebauung nördlich der Cottbuser Straße blieb auf die Ostseite der Bahnhofstraße beschränkt.
Das Amtsgericht wurde 1892 auf der Westseite der Bahnhofstraße zwischen Weststraße und Cottbuser Straße als zweigeschossiger Sichtziegelbau errichtet. Dieser wurde wegen der Neuerrichtung einer Kammer für Handelssachen 1927 durch Stadtbaurat Rudolf Kühn erweitert und aufgestockt.
Über L-förmigem Grundriss errichteter dreigeschossiger Ziegelbau mit nördlichem Krüppelwalm. Die Fassade aus roten Ziegeln durch dunkelbraune, glasierte Klinker für Bänder, Friese sowie Rollschichten über den segmentbogigen Fenster- und Türöffnungen belebt. Fenster und Türen in den 1990er Jahren das Erscheinungsbild beeinträchtigend erneuert. Straßenbegleitend sieben Achsen und südlich angeordneter Eckrisalit von drei Achsen mit Satteldach und vorgeblendetem Staffelgiebel. Leicht vorkragendes Kellergeschoss, das Gurtgesims wie die Fenstersohlbänke stark abgeschrägt. Das schmucklose zweite Obergeschoss über Sohlbankgesims und Klötzchenfries mit hochrechteckigen Fenstern. Haupteingang im Eckrisalit. Nebeneingang in nördlicher Achse, über der Tür ein Zwillings- und ein Rundfenster. Die nördliche Schmalseite geschossweise mit je einem Drillingsfenster. Auf der Südseite ein Treppenrisalit, ebenfalls wie die Westseite mit einem Staffelgiebel abgeschlossen. In westlicher Verlängerung etwas niedrigerer dreigeschossiger Seitenflügel, darin weitere Büroräume und Zellentrakt. Südseite acht, Nordseite sieben Achsen. Der Hofbereich durch mehrere hohe Mauern unterteilt.
Das Gebäudeinnere nutzungsbedingt verändert. Erhalten haben sich das südlich angeordnete Treppenhaus mit dem Geländer der 1890er Jahre und dem der Erweiterung bzw. Aufstockung in den 1920er Jahren, die kreuzgratgewölbten Flure und einige bauzeitliche Türen (BLDAM).