Wohnhaus mit Einfriedung, Fabrikgebäude, Hofbefestigung und Gleisfragment


Beschreibung

Gemarkung Forst, Flur 17, Flurstücke 105/6, 105/7, 105/8


Erste Baugenehmigung für den historisch gewachsenen Fabrikkomplex auf der Nordseite der Kirchstraße vom 18.3.1868 nach einem Situationsplan des Maurermeisters Adolf Kleinberg für den Tuchfabrikanten August Wilke. Aus dieser Zeit das Wohnhaus erhalten. An der westlichen Grundstücksgrenze 1870 wiederum durch Adolf Kleinberg ein Seitengebäude mit zwei Arbeitssälen, Tuchlager und Stallung. 1888/89 erhebliche Vergrößerung der Anlage, u. a. das westliche Seitengebäude für Fabrikbesitzer Richard Thomas nach Entwurf Bodo Hammers und Revisionszeichnung von Gustav Reiher südlich verlängert. Wesentliche Teile der anderen Fabrikgebäude, insbesondere die nördliche, ursprünglich viergeschossige Bebauung durch Brände in der Silvesternacht 1897 und am 27.11.1931 zerstört. Danach Wiederaufbau zweigeschossig, die Säle mit mittig angeordneten Stützen und decken aus Stahlbeton.
Der stattliche ältere Treppenturm über vieleckigem Grundriss ziegelsichtig und mit preußischen Kappen, der Dachabschluss nur vereinfacht wiederhergestellt. Die östliche Färberei wohl um 1900 errichtet und nach 1945 innen wie außen verändert. Die nördliche und östliche Hofbebauung aufgrund der Veränderungen nicht denkmalrelevant.
Das Wohnhaus ein eingeschossiger traufständiger Putzbau von 5:3 Achsen mit Drempel und Satteldach. Niedriges Sockelgeschoss mit horizontaler Putznutung und kräftigem Gurtgesims abgeschlossen. Die Gebäudeecken rustiziert, daneben und zwischen den hochrechteckigen Fenstern der Straßenfront kannelierte Wandvorlagen. Die Fenster der Schmalseiten mit gerader Verdachung. In den Giebelfeldern jeweils drei Fenster zur Belichtung des ausgebauten Dachgeschosses. 1910 Anbau einer geschlossenen Veranda an der Ostseite der Villa für den Fabrikbesitzer Friedrich Medefindt durch Zimmermeister Franz Hohlfeld, in jüngerer Zeit abgebrochen. Der schlichte Eingang hofseitig angeordnet, davor Terrasse mit gemauerter und verputzter Brüstung. Rechts neben dem Eingagn Standerker mit zwei Fenstern und Kellerzugang. Im Innern Flurbereich mit neogotischem Wandpaneel, die bauzeitliche Treppe mit Holzgeländer. Der nordwestliche Raum mit bemerkenswerter, allerdings schadhafter Stuckdecke (floraler Schmuck). Erhalten auch einige zweiflüglige Türen mit Verdachung. Das ausgebaute Dachgeschoss schmucklos.
Die einen kleinen Vorgarten begrenzende Einfriedung aus einem Sockel mit gelben Ziegeln und eisernen, genieteten Zaunfeldern bestehend. Die vertikal angeordneten Stäbe im rhythmischen Wechsel am oberen Ende gerundet oder mit kleinen Sonnenblumen bekrönt. Westlich und östlich des Wohnhauses Zufahrt mit Tor, die Tore erneuert. In der östlichen Zufahrt ein Gleisfragment der Stadteisenbahn, westlich eine bauzeitliche eiserne Tür erhalten.
Das westliche Fabrikgebäude ein mehrgliedriger dreigeschossiger rotbrauner Ziegelbau in Nord-Süd-Richtung mit Pultdach. Breitgelagerter Baukörper von sieben Achsen mit Drempel. Die Fassade mit einfach verglasten Holzfenstern durch Gurt- und Sohlbankgesimse (Deutsches Band) horizontal gegliedert. Zentral angeordnetes Zwerchhaus mit Satteldach und Kran, darunter Ladeluke. Die segmentbogigen Fenster im zweiten Obergeschoss mit Verdachung. Eingang und Treppe in der rechten äußeren Achse. Erdgeschoss verändert. Nördlich in der Bauflucht zurückspringend einachsiger Annex mit breiten segmentbogigen Fenstern. Südlich anschließend dreigeschossiger Bauteil von fünf Achsen, die äußeren durch Lisenen gegliedert. Schmale flachbogige Fenster, im Erdgeschoss mit Schlussstein und Verdachung, im zweiten Obergeschoss vielsprossige Industriefenster. Unter den Sohlbänken Klötzchenfries. Der Eingang links angeordnet. Hinter der abgeschrägten Ecke wiederum in der Bauflucht zurückspringend schmaler Baukörper von 4:2 Achsen. Fenster im Erdgeschoss und im zweiten Obergeschoss flachbogig, dazwischen rechteckig. Auf der Ost- und Südseite markantes Zwerchhaus mit Dreiecksgiebel. Die ursprüngliche Raumstruktur im Innern gut ablesbar: Im Erdgeschoss Tuchlager, in den Obergeschossen Arbeitssäle. Erhalten die bauzeitliche Treppe mit blumengeschmückten, gusseisernen Stäben, in den Arbeitssälen Lehmdecken mit Holzbalken in unterschiedlichem Erhaltungszustand.
Die Hofbefestigung aus Granitpflastersteinen unterschiedlicher Größe, in Wohnhausnähe Granitplatten. In der westlichen Zufahrt schmaler Gehweg mit Bordstein (BLDAM).

Lage

03149 Forst (Lausitz)/Baršć (Łužyca)
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